Immer wieder lese und höre ich, wie langweilig die langen Trainingsläufe angeblich sind. Also die Dinger über 25km.
Wieso langweilig? Weil die Dauerunterhaltung fehlt? Weil man mal 2-3 Stunden mit sich selbst beschäftigt ist?
Am Ende muss das natürlich jeder mit sich selbst ausmachen, wie immer schreibe ich hier nur aus meiner Sicht. Aber langweilen sollten sich passionierte Läufer/innen auf der langen Strecke doch eigentlich niemals.
Für mich gilt nach wie vor: ich liebe diese Läufe! Aus genau diesen beiden Gründen: ich bin mit mir selbst beschäftigt und schalte das tagtägliche Grundrauschen unserer schnellen Gesellschaft einfach ab.
Lange Strecken zu laufen heißt für mich, fokussieren der Gedanken, sortieren und aufräumen. Nur Atmung und Laufrhythmus.
Ablenkung durch Musik oder Hörbuch oder irgendwelchen Smartphone-Apps kann ich da überhaupt nicht gebrauchen. Es ist einfach ein Genuss völlig alleine, mit Wind um die Ohren, meine Strecke zu laufen.
Selbst wenn es mal richtig anstrengend wird, bleibt eine gewisse Art der Entspannung. Entschleunigung. Wie gesagt, ich rede hier von langen Trainingsläufen, nicht von irgendwelchen durchgeknallten Wettbewerben (wobei auch die als Minimum einen gewissen Spaßfaktor haben sollten).
Welches Tempo auf den langen Strecken gemacht wird, ist für mich unwichtig, je länger die Strecke, desto weniger schaue ich auf die Uhr. Energie einteilen, ausdauernder werden, das kommt weniger aus einem Plan, sondern Stück für Stück von selbst. Der Körper lernt scheinbar mit der Ausdaueranforderung umzugehen. Und wird ausdauernder.
Ich fühle mich wohl damit.
Gestern war wieder so ein Lauf dran. Bei recht frischen Temperaturen ging es rund um den Flughafen. Fängt an wie meine Rheinrunde, aber statt über den Rhein zu laufen, gehts nach rechts, zum Rollfeld. Ab dort wird es ist eine flache, teilweise sehr eintönige Strecke, die mir trotzdem großen Spaß macht, da ich wunderbar abschalten kann. Alleine 8km gehen stoisch am Zaun des Flughafens entlang, das ist manchmal etwas surreal. Anschließend wieder zurück in das Stadtgebiet, meine Laufstrecke ist allerdings mehr dörflich und ziemlich ruhig. Die letzten Kilometer am Kittelbach, zwischen Bahnstrasse und Kleingärten, danach dann ratzfatz nochmal Tempo und fertig.
Nach 31km und 2:24h war ich wieder zuhause, hatte mich keinen Meter gelangweilt, aber mittlerweile ziemlich hungrig!
In diesem Sinne: immer weiter laufen.
... noch kein Zaun.
Zaun.
Immer weiter am Rollfeld entlang.
Manche nennen sowas öde, ich nenne es entspannend.