Was mich als mittlerweile routinierten Fivefingers-Läufer da heute geritten hat, weiß ich auch nicht ...
Feierabend, höchste Zeit für die Abendrunde. Die roten Newtons lachten mich an und sagten: nimm uns doch heute mal mit auf die Laufrunde! Mach schon! Wir sind auch klasse! Naja, wieso eigentlich nicht?!
Und so schlüpften meine verwöhnten Füße seit längerer Zeit mal wieder in "normale Laufschuhe" (ok, diese superleichten Newtons MV3 sind harte und flache Wettkampfschuhe, also auch nicht so ganz normal), kurzes Anpassen, Nachschnüren, ab auf die Strasse. Toll, wie früher. Nee doch nicht. Passt irgendwie nicht, nochmal die Schnürsenkel nachziehen. Ein paar hundert Meter traben, na geht doch! Ok, besser nochmal die Schnürsenkel enger machen, die Ferse fluppt hinten raus. Weiter traben, super, läuft. Aber schon ungewohnt so ohne Zehenfreiheit. Und die Sohle ist dick. Und jetzt drückt es von oben. Wieso ist das eigentlich so unflexibel? Vorsicht, nicht schludern, Füße hoch. Es macht mit jedem Meter weniger Spaß. Es macht eigentlich überhaupt keinen Spaß. Ich werde langsam sauer und beginne diese Idee zu bereuen.
Egal, ging ja früher auch, also Tempo hoch und ab dafür. Bei Tempo ist ja etwas mehr Konzentration angesagt, deshalb knappe 3 Kilometer kaum Gedanken an das Schuhwerk vergeudet. Rote Ampel. Stopp. Einzelne Zehen schmerzen, fühlen sich saumäßig unwohl, eingeschnürt. Das ist nicht richtig so. Das geht so nicht.
Sch****dreck! Mir reichts mit den Schuhen.
Noch bis zur Rheinwiese. Dort Schuhe aus. Wohltat!!! Ab in die Hand damit und weiter ging es Barfuß.
Und dann sah ich sie, die Erlösung, die Entscheidung, das schönste und verheißungsvollste Stadtinventar weit und breit. Die Mülltonne! Fix die Schnürsenkel zusammengebunden und ohne groß drüber nachzudenken, weg damit. Rein in die Tonne. Entsorgt. Kapitel geschlossen.
Ein älteres Pärchen schaute erstaunt zu und plötzlich machte die Frau den Daumen hoch und lachte laut. "Schnauze voll!" rief ich lachend rüber. Die fand das mindestens so gut wie ich.
Und weiter ging es, befreit, volles Brett barfuß. Was für ein Spaß, was für ein Genuss! Mit viel Tempo und einem breiten Grinsen im Gesicht.
Wie es der Zufall wollte, war mal wieder irgendeine Laufgruppe auf den Rheinwiesen, mit einem Schuhsponsor und allem pipapo. Die sind da öfter. Diverse Schuhe anprobieren und eine Runde traben. Es geht ums Verkaufen. Völlig ok wenn man das mag. Ich bin schnell vorbei geballert und hab dafür natürlich seltsame Blicke kassiert.
Nun waren die Schuhe in der Tonne und meine Uhr zeigte nicht mal 4 Kilometer an. Ohne groß nachzudenken, hab ich mich einfach weiter auf meine übliche Strecke begeben, erst auf die andere Rheinseite, dort am Pappelwäldchen entlang, an der Kirmeswiese vorbei und über die nächste Brücke zurück auf "meine" Rheinseite, noch eine Ehrenrunde am Tonhallen-Ufer und Robert-Lehr-Ufer (super schmeichelnder Asphalt), wieder auf die Rheinwiesen und ab nach Hause. Zufrieden. Ohne Blessuren. Alles viel leichter als ich dachte.
Das wirklich erfreuliche ist meine Gesamtbilanz dieses Laufs: 16,6km - 01:13:50 (4:26 Pace) - 92er Kadenz (184 Schritte/Minute). Eher noch ein Tuck schneller als normal und trotzdem weniger anstrengend. Ok, die Strecke war auch kürzer als üblich, aber es ist offenbar noch Luft nach oben. Und ich bin ewig nicht mehr (seit 2017?) so lange am Stück barfuß gerannt.
Barfuß laufen macht wirklich riesig Spaß, aber geht leider nicht überall hier in der Stadt. Weiter draussen schon überhaupt nicht. Und bock darauf werd ich auch nicht immer haben, jetzt ist das Wetter natürlich klasse dafür und es ist hell am Abend, keine Gefahr irgendwo reinzutreten.
Üblicherweise laufe ich die letzten paar Kilometer meiner Runden fast immer barfuß, das werden dann eben ab jetzt mal mehr letzte Kilometer. Dafür hat es heute zu gut geklappt um das jetzt wieder liegen zu lassen.
Und ansonsten eben wie gewohnt mit Fivefingers. Hätte nie gedacht dass diese Teile mir mal so gut tun und so viel Spaß bringen.
Wahrscheinlich bin ich jetzt endgültig versaut für normale Laufschuhe. Gibt schlimmeres.