Seit mittlerweile fast genau neun Jahren drehe ich regelmäßig meine Laufrunden.
Der Auslöser war Ende Juni 2010 eine auffällig mangelnde Ausdauer, die sich manifestierte, als ich mal schnell ein paar Etagen Treppe hochlaufen musste und dabei kläglich versagte. Bis dahin glaubte ich wirklich topfit zu sein.
Einen Tag später stand ich im Lauf-Fachgeschäft und hab nach ausführlicher Beratung ein paar Laufschuhe gekauft. Und schon abends ging es los, vorerst mit viel Mühe auf kurzen Strecken.
Bereits von Anfang an wurde jeder Kilometer notiert, mit Zeit und so, ihr kennt das. Eine GPS-Uhr folgte erst wesentlich später. Mir hat es sehr geholfen dran zu bleiben und um die zarten Fortschritte zu sehen. Es ging mir ja erstmal nur um die mangelnde Ausdauer für mehr war mein Kopf auch gar nicht bereit.
Jeder Laufanfänger weiß: die Fortschritte kommen zuerst schnell und sind motivierend, später wird es etwas mühsamer. Mein Schweinehund hat allerdings ziemlich früh aufgegeben, Laufen hat mir sehr schnell, sehr viel Spaß gemacht.
Irgendwann fingen die erste Blogversuche (eher als Tagebuch) an, zuerst mal hier mal dort, nur in kleinen Netzwerken, Anfang 2015 wurde
immerweiterlaufen.de als feste "Homebase" daraus.
Ich wollte mehr ehrliche Erfahrungsberichte und Tipps von anderen Läufern lesen und vor allem Läufer kennenlernen und mich austauschen können. Dafür ist ein Blog super geeignet. Mittlerweile erfreue ich mich an vielen supernetten Kontakten die auf diesem Wege zustande gekommen sind. Allein dafür hat sich die Lauferei schon gelohnt.
Zwei Jahre später ergab sich aus purer Neugier der erste 10km Volkslauf, 2014 aus Ehrgeiz der erste Halbmarathon und dann 2015 der erste Marathon, weil ich wissen wollte ob ich das kann.
Der erste 56km Ultramarathon 2017 hat dann Grenzen und Anspruch vollkommen verschoben, beziehungsweise bereits das Training für den Ultra hat einiges in mir in Gang gesetzt, das auch heute noch nicht abgeschlossen ist.
Einfach zu laufen ist eine Sache, auf etwas hinzulaufen eine andere. 5km oder 10km kann man auch als Freizeitjogger (und das meine ich absolut positiv) recht gut hinbekommen. Für einen Halbmarathon muss man auch schon mal regelmäßiger raus, auch wenn das Wetter mistig ist.
Um Marathon in einer geplanten Zielzeit zu laufen, ist eine Portion Ehrgeiz absolute Bedingung. Na klar, die 42km kann man auch unter der Prämisse "Hauptsache ankommen" durchziehen. Diesen Anspruch hatte ich aber bereits nach dem ersten 10er schon nicht mehr. Wenn schon mitmachen, dann will ich an dem Tag auch das Beste aus mir rausholen. Ansonsten könnte ich mir das Geld und den Aufwand doch einfach sparen und meine Abendrunde entsprechend verlängern (was durchaus eine tolle Sache sein kann!).
Auf einen Ultra in der bergigen Eifel zu trainieren, das war allerdings nochmal eine andere Nummer, zumal es hier in Düsseldorf keine echten Berge zum Testen gibt. Da bleibt nur eins: laufen, laufen, laufen, danach noch mehr laufen. Und sich immer und immer wieder durch die lokalen Hügelchen quälen. Bis die Beine glühen.
Als die Marathon-Idee aufkam, hab ich mit diversen populären Plänen rumhantiert, alle namenhaften Helden und Buchautoren waren dabei. Um allerdings sehr schnell zu merken, das ist überhaupt nicht meins. Auch wenn es nun etwas ambitionierter wurde, der Spaß sollte erhalten bleiben, auf ausgefeilte Stundenpläne hatte (und habe) ich überhaupt keine Lust.
Also lief es darauf hinaus nach Körpergefühl zu trainieren, mindestens einmal die Woche einen langen Lauf durchziehen, der zum Marathon hin immer länger wurde, danach Taperingwoche einhalten und gut. Wobei sich die Definition "langer Lauf" mittlerweile auch gewaltig verschoben hat. Die Herausforderung von vor ein paar Jahren ist jetzt zum Beispiel die normale Distanz meiner gemütlichen Abendrunde.
Diese Art zu trainieren hat sich bei mir so bewährt, aber ist selbstverständlich keine Empfehlung für andere. Das alles ist logischerweise stark abhängig von Umfang und Intensität des restlichen Trainings.
Ich renne pro Woche zwischen 60 -100km in eher schnellem Tempo. Manchmal sogar mehr. Das ist mein Wohlfühl-Laufen. Genauso macht mir das Laufen Spaß. Ich möchte und muss mich beizeiten auspowern.
Wer hier regelmäßig mitliest, kennt meine Marotten.
Innerhalb dieses Umfangs baue ich dann rechtzeitig und gezielt immer wieder einige Spitzen ein, die mich auf mein nächstes Abenteuer vorbereiten. Das ist dann mein einziger Plan, ab und zu steht im Kalender sowas wie "sehr langer Lauf" oder "Langer Waldlauf" oder "Höhenmeter sammeln" als Erinnerung. Und manchmal schaue ich sogar vorher in diesen Kalender. Funktioniert, ist realistisch, passt in mein Leben, macht Spaß.
Der Ermüdungsbruch letztes Jahr, sowie der abgebrochene Marathon dieses Jahr, zeigten mir krachend dass der Körper nicht alles verzeiht. Sowas muss man nicht erleben, war am Ende dann aber für mich sehr lehrreich. Manche Fehler begeht man eben nur einmal.
Ich habe in den letzten neun Jahre auf jeden Fall extrem viel gelernt, fühle mich aber immer noch oft genug wie ein Anfänger, ein wenig Demut schadet nicht.
Ich bin Schritt für Schritt von "normalen Laufschuhen" auf minimales Schuhwerk, hauptsächlich Fivefingers, umgestiegen. Fühle mich jetzt fitter, gesünder und ausgeglichener als "damals" mit Anfang 40. Hab nicht nur, wie erhofft, meine körperliche Ausdauer verbessert, sondern auch im Kopf passiert eine Menge positives, immer noch, das ist spannend. Und nicht selten bin ich stolz wie Bolle, auf ein neues erreichtes Ziel.
In einfachen Worten: Laufen tut mir wirklich rundum gut.
... dabei wollte ich doch einfach nur meine Ausdauer verbessern :-)