Ein Vorteil meiner niederrheinischen Umgebung ist ganz klar, ich kann entweder mal eben durch den hügeligen Wald traben um etwas Höhenmeter zu sammeln, oder nutze die topfebenen Strecken am Rhein um auf Geschwindigkeit zu rennen. Beides macht höllisch Spaß, in der kalten Jahreszeit bin ich aber tatsächlich lieber auf der Straße unterwegs und laufe auf Tempo. Auch weil unter der Woche arbeitsbedingt das Tageslicht fehlt, da wird es im Wald mit Stirnlampe noch langsamer.
Und weil ich so viel und gerne renne, ließ mich der Gedanke nicht los, ob ich wohl auch ohne die typischen Wettkampfgegebenheiten zum Beispiel einen Sub 1:30 Halbmarathon laufen kann.
Kleiner Rückblick: diese magischen 90 Minuten waren immer ein unerreichtes Wunschziel von mir, oft knapp dran vorbei geschrammt, aber stetig verbessert. Und 2019 hab ich es dann völlig überraschend gleich dreimal geschafft, bis hin zur bisherigen PB von 1:27:43. Ganz ehrlich, für mich immer noch ein absoluter Hammer.
Machbar ist ja vieles, also wieso nicht einfach mal ausprobieren wenn die Bedingungen stimmen. Die Bedingungen stimmen dann, wenn das Wetter toll ist, die Waden unruhig sind und man zum Plan noch einen kleinen Schubser bekommt, zum Beispiel die ausstehende Teilnahme am
Virtual Global Run. Jaja, noch ein Virtueller, wollte ich ja eigentlich nicht mehr machen, aber passte halt.
Also rein in die Fivefingers, ab auf die Strecke, 2km
gemütliches warmlaufen bei 5°C machten Sinn, am Rheinufer eine imaginäre Startlinie gesucht und los gings.
Ich kenne meine Schwächen und Stärken für die HM-Distanz mittlerweile sehr gut, die ersten 5-6km etwas zurückhalten, dann bis ca. km18 Vollgas und am Ende nicht übernehmen. Schwächen kennen und das Umsetzen dazu sind zwei paar Schuhe, wie immer hat das ganz zuverlässig schlicht und einfach nicht geklappt.
Also bin ich mal wieder viel zu schnell losgetobt und hab mir dann aber ganz pragmatisch gedacht, sei's drum, wenn es denn funktioniert, lauf einfach. Mein Puls blieb schön konstant, etwas unerwarteter Gegenwind hat dann meinen Streckenplan verworfen, ich bin statt gradedurch nach Kaiserswerth, spontan einfach eine Schlaufe in der Lohauser Pampa gelaufen, dann rauf auf die Autobahnbrücke, zur anderen Rheinseite und mit Schmackes in schöner Umgebung wieder zurück zur Stadt.
Kurze Rechnerei unterwegs, bei km18 war mir klar, das wird alles klappen. Über die Oberkasseler-Brücke zurück auf "meine Rheinseite", eine Extrarunde durch den Hofgarten und dann zurück zu meiner "Startlinie", die dann auch meine Ziellinie wurde. Muss man erstmal schaffen bei spontaner Routenänderung.
Ein leicht verzögerter Stopp auf der Uhr führte zu 1:29:38, HM Zeit war dann 1:29:14.
Rundum zufrieden hab ich mich dann nach kurzer Verschnaufpause wieder gemütlich auf den
Rückweg gemacht.
Zuhause ist mir dann etwas sehr interessantes aufgefallen: als ich bei km18 wusste dass ich die 1:30 knacken werden, ist der Puls runter gegangen. Runter. Trotz gleichbleibendem Tempo. Bei echten Wettbewerben ist das genau andersrum, Aufregung, Leute überholen, Zielbogen im Auge, Puls ganz oben. Statt dessen war ich offenbar völlig losgelöst vom Wettkampfgedanken und viel mehr damit beschäftigt mir eine schöne Strecke für die verbleibenden Kilometer auszudenken. Das nehm ich mal mit für die Zukunft.
21,22km Dauerlauf in 1:29:38 (4:13/km) - HM rennen - Global Virtual Run
Natürlich hatte ich meine Gopro mit, natürlich hab ich vorher den Akku nicht kontrolliert, natürlich war das Ding nach einem Foto tot. Schade, das Wetter war superfotogen.
Das eine Foto möchte ich auch nicht vorenthalten, darauf zu sehen ist mein neue große Liebe, die Coros Pace 2.

Testberichte findet ihr zuhauf im Internet, nur ganz kurz meine subjektive Meinung dazu:
irrsinnig lange Akkulaufzeit (ich hab nach 14 Tagen und 180km GPS-Laufen das erste mal geladen, da waren immer noch 20% Rest drauf), superleicht (ca. 30gr.), sehr präzise, tolles und intuitives Benutzen, sehr viele individuelle Einstellungsmöglichkeiten, die Software bekommt ständig Updates (die vielgescholtene schlechte Übersetzung ins Deutsche ist zb. erledigt), kontrastreiches Display, pfiffige Beleuchtungskonzepte, sehr günstig! Und was mir besonders gefällt, da ist kein Schnickschnack dran, weder Musik noch Karten noch Payment noch sonstwas, einfach nur ein Arbeitstier für Läufer mit tollen Auswertungsmöglichkeiten.
Wie die sich langfristig bewährt, muss sich natürlich zeigen, aber im Moment kann ich nur sagen, das ist die beste Laufuhr die ich bisher hatte!
Geht raus, geniesst die frische Luft und bleibt gesund.